Diesmal soll der große Umbruch ausbleiben

28 04 2011

Der Ludwigsburger Bundesligist will trotz der verpassten Play-off-Teilnahme die meisten Spieler halten.

Das Motto lautet Kontinuität. Davon lassen sich die Verantwortlichen des Basketball-Bundesligisten EnBW Ludwigsburg auch nach dem erneuten Verpassen der Play-off-Plätze nicht abbringen. Ob Trainer, Manager, Vereinsboss oder Teambetreuer: alle werten die abgelaufene Saison mit dem neunten Rang positiv und sehen in ihr eine gute Basis für die Zukunft. „Es besteht ein großer Unterschied zu den vergangenen Spielzeiten“, sagt der Vorstandsvorsitzende Alexander Reil, „diesmal will ich nicht am liebsten 80 Prozent der Spieler nach Hause schicken.“

Die Mannschaft habe sich „Kredit zurückerspielt“ und „Sympathiepunkte gewonnen“. Reil ist optimistisch, den Großteil des Teams halten zu können, „aber vereinzelt werden wir Veränderungen vornehmen müssen“. Schließlich war das größte Problem der Saison die Verteidigung, weshalb der Clubchef dafür plädiert, „die Mischung des Teams ein wenig zu ändern“. Eine Spielerrochade wie in den vergangenen Jahren gebe es aber definitiv nicht.

Auch der Trainer soll diesmal länger bleiben. Hier scheint das einzige Fragezeichen die Sondersituation von Markus Jochum zu sein, der als Lehrer beim Staat angestellt ist und daher nicht ganz unabhängig entscheiden kann. Jedenfalls ist seine „Motivation weiterhin groß“. Schließlich wertet er die Saison „als positive Entwicklung mit vielen schönen Spielen“.

Zudem ist die aktuelle Runde die erfolgreichste seit 2007: Ludwigsburg erspielte sich endlich wieder mehr Siege als Niederlagen. „Das Besondere dieser Mannschaft war das Miteinander, die Harmonie, dass sich jeder für den anderen einsetzt“, sagt der Ludwigsburger Teambetreuer Dieter Schöninger. Für die nächste Saison ist er daher zuversichtlich und baut mit einem Verweis auf das Erfolgsbeispiel Brose Baskets Bamberg, den Hauptrundensieger der Bundesliga, auf Kontinuität.

Mit ganz anderen Voraussetzungen als Bamberg startete Ludwigsburg in die am Samstag mit der 79:94-Heimniederlage gegen Frankfurt abrupt beendete Spielzeit. Die komplett neu und recht spät zusammengestellte Mannschaft brauchte einige Zeit, um zu funktionieren. Hinzu kamen Verletzungen wie die des wichtigen Flügelspielers Donatas Zavackas. Das Team verlor sechs der ersten acht Spiele.

„Wir sind nach Rückschlägen aber immer wieder aufgestanden und haben trotz der enormen Anspannung im Saisonverlauf eine sehr gute Stimmung gehabt“, sagt der Teammanager Mario Probst. Mit der Zeit stellte sich auch der Erfolg ein. Das lag einerseits an Zavackas‘ Rückkehr, andererseits änderte der Trainer die Taktik im Spielaufbau, um den Kapitän Jerry Green besser ins Spiel zu bringen. Darüber hinaus verteidigte Ludwigsburg in vielen Partien geschlossener und stabiler.

Die Mannschaft dominierte aber selten über die gesamten 40 Minuten. „Im Vergleich zu den Spitzenteams haben wir in der Breite nicht so einen stark besetzten Kader. Da spiegeln sich die wirtschaftlichen Verhältnisse wider“, sagt Probst. Der Manager freut sich daher umso mehr, dass „sich die Jungs alle zerrissen haben und uns letztlich nur ein kleiner Schritt fehlte“.

Er weiß aber auch, dass es in Ludwigsburg wieder mal an der Zeit wäre, ein Play-off-Spiel zu bestreiten. Der Zuschauerdurchschnitt sank von 3200 auf 2900 Besucher im Vergleich zum Vorjahr – während die Bundesliga einen Rekord (3813 Fans pro Partie) vermeldete. Probst ist sicher: „Für die Fans zählt eher die Art und Weise als nur der sportliche Erfolg, wir haben mit einem ganz neuen Team schon diese Saison eine gute Identifikation geschaffen.“

Um auch wieder eine Beständigkeit bei den Spielern zu gewährleisten, wird der Club in den nächsten Tagen mit den Profis wie John Bowler verhandeln. Einige Akteure wie Jerry Green, David McCray oder Johannes Lischka haben noch einen Vertrag, bei anderen „hat der Verein Optionen geschaffen“, sagt Probst, ohne zu konkretisieren, was das bedeutet. Es dürfte aber schwer werden, manche Leistungsträger zu halten. Alex Harris beispielsweise weckte mit seinen guten Leistungen Begehrlichkeiten bei anderen Clubs mit einem größeren finanziellen Spielraum als Ludwigsburg – und Toby Bailey sprach schon mehrmals vom Karriereende.

Das Gute ist, dass der Sponsorenvertrag mit der EnBW noch für die nächste Saison gilt. Und zu den Personalverhandlungen sollte der Club einfach immer Dieter Schöninger mitnehmen: Der Betreuer ist schließlich bald 22 Jahre in Ludwigsburg und damit ein vorbildliches Beispiel für die gewünschte Kontinuität.

veröffentlicht in der Stuttgarter Zeitung am 27. April 2011


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