Lautstärke – Jede Woche lösen wir ein Rätsel des Alltags. Heute: strapazierende Sirene.
Da platzt fast das Trommelfell. Eine stimmungsvolle Atmosphäre und somit unweigerlich lautstarke Hintergrundkulisse wünscht sich zwar jeder Basketballfan bei den Spielen in der Ludwigsburger Arena, im Optimalfall sollten dafür aber die Anhänger selbst sorgen und nicht die Lautsprecherboxen in der Halle, wie es bei den Bundesliga-Basketballern der Fall ist. Da wird jeder Gesprächsfaden durchschnitten, wenn die Sirene beim Testlauf im Vorfeld einer Partie schrill und viel zu laut über die Beschallungsanlage in den Gehörgang dröhnt. Da fragen sich einige Besucher: Warum muss dieses Signal meine Ohren so strapazieren?
Die Antwort lautet: die Basketballer können im Prinzip nichts dafür, sie folgen nur den Vorschriften. Die Sirene muss bei diesem Spiel bei Auswechslungen und Auszeiten ertönen, was doch recht häufig in den 40 Minuten Spielzeit vorkommt. Und der Ludwigsburger Teammanager Mario Probst berichtet, dass der Club in der vergangenen Saison vom Verband kritisiert worden sei, weil diese Sirene zu leise sei. Die Lautstärke wird letztlich durch eine Hallenabnahme der Verbandsvertreter festgelegt. Vielleicht hören diese Damen und Herren ja schlecht oder registrieren durch die ständigen Abnahmen die Schmerzen in ihren eigenen Ohren gar nicht mehr.
Aber „vielleicht ist die Sirene auf dem Feld ja auch weniger zu hören“, sagt Probst, „oder die Stimmung ist bei uns einfach so gut, dass das Signal lauter sein muss als in anderen Arenen“. Oder der Club dreht absichtlich auf, um auch ja alle Zuschauer vor dem Spielbeginn wachzurütteln. Möglicherweise hat der Lärm am Samstagabend aber sogar einem Besucher geholfen, und zwar demjenigen, der den 1000-Euro-Wurf in einer Spielpause von der Mittellinie im Korb versenkte. Schließlich fährt die Arenasirene in jede Zelle des Körpers, so dass alle Muskeln und Nerven bereit sind für eine Höchstleistung.
Genau die hat den Bundesligaspielern bei der Niederlage im letzten Hauptrundenspiel vor drei Tagen leider gefehlt: Sie verpassten knapp die Play-offs. Daher noch ein Tipp für die Profis gegen kritische Stimmen: Ohren zu und durch.
veröffentlicht in der Stuttgarter Zeitung (26. April 2011)
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