FC Bayern Auch beim 0:0 gegen Werder Bremen zeigt sich, dass die Münchner Spieler noch müde sind.
Beim FC Bayern München lohnt sich derzeit ein Vergleich mit Kitt, dem sprechenden Pontiac Firebird Trans Am aus der TV-Serie „Knight Rider“. Kitt war ein schneller Sportwagen, der noch mehr leistete, wenn ihn David Hasselhoff alias Michael Knight in den „Super Pursuit-Mode“ schaltete – eine Art Super-Modus zum Verfolgen von Verbrechern. So ein Knöpfchen hätten auch die Bayern gerne.
Auch nach drei Spieltagen kommen sie nicht richtig auf Touren. Auch die 99. Auflage des Nord-Süd-Duells endete am Samstagabend 0:0, und so wurde der Bayern-Trainer Loius van Gaal nach dem Spiel gefragt, ob vier Punkte aus drei Bundesligapartien sowie Platz elf für ihn ein Fehlstart seien. „Wenn sie das wollen, können sie das schreiben“, antwortete der Niederländer. Das Problem sei, dass „viele meiner Spieler durch die WM und weitere Länderspiele nicht hundertprozentig fit sind“.
Ein Beispiel hierfür war die 34. Minute. Fast alle Bayernspieler hatten die Hände in die Hüften gestemmt. Die Zwerchfellmuskulatur wird auf diese Weise unterstützt und die Atmung erleichtert – ein Zeichen großer Anstrengung. „Wir müssen weiter an unserer Fitness arbeiten, erst dann greifen die Automatismen“, sagte der Stürmer Miroslav Klose, „so weit sind wir noch nicht.“ Auch der ehemalige Bremer ist noch nicht in WM-Form, agierte gegen die Norddeutschen in der ungewohnten Position als hängende Spitze so unauffällig, dass er in der Halbzeit gegen Toni Kroos ausgetauscht wurde. „Ich kann dort spielen, aber es ist sicherlich nicht meine Lieblingsposition“, sagte Klose.
Ebenso sind die Bremer kein Liebling des FC Bayern. Fünf Jahre liegt der letzte Heimsieg des deutschen Rekordmeisters gegen Werder zurück. Damals spielte Klose noch für Bremen. „Man kann schon sagen, dass manche geschlaucht sind“, sagt der Stürmer nun, „wir müssen diese Phase einfach überstehen“. Er meint die englischen Wochen mit Champions League und Bundesliga zu Saisonbeginn. Im Umkehrschluss bedeutet das: so leicht wie derzeit werden die Münchner in dieser Runde nicht mehr zu schlagen sein, denn mit zunehmender Saisondauer wird ihr Motor automatisch in den „Super Pursuit-Mode“ schalten.
Also ärgerten sich auch die Bremer. „Es wäre mehr drin gewesen“, sagte der Torwart Tim Wiese, der wie sein Gegenüber Jörg Butt exzellent gehalten hatte. Seine Mannschaftskollegen, darunter Prödl (5.), Hunt (50.) oder Arnautovic (64.), scheiterten an Pfosten, Latte oder Butt. „Auch wir hatten Möglichkeiten zu Toren, haben aber leider keines gemacht“, sagte der Werder-Trainer Thomas Schaaf, „insgesamt waren wir gut aufgestellt.“ Auch mit den beiden Neuzugängen Wesley und Silvestre war er zufrieden. Bremen spielte trotz der verletzungsbedingten Ausfälle von Pizarro, Mertesacker und Naldo auf dem gleichen Niveau wie der Doublegewinner.
Die Bayern hatten zwar mehr Ballbesitz, verwerteten diesen Vorteil aber auch dieses Mal nicht. „Uns fehlt derzeit die letzte Konsequenz“, sagte Butt, „wir sind mit dem gesamten Start unzufrieden und müssen uns steigern.“ Am Mittwoch steigen die Bayern in der Champions League ein. Van Gaals Team empfängt zum Auftakt den AS Rom. „Wir hatten drei hochkarätige Chancen“, sagte der Coach nach dem Bremen-Spiel, „wenn wir eine machen, gewinnen wir. So einfach ist das.“
Der Coach hat nun zwei Tage Zeit, bei seinem bayerischen Sportwagen den Schalter für den Super-Modus zu finden. Andernfalls wechselt er einfach die Insassen. „Vielleicht“, sagt der Niederländer, „vielleicht muss ich auch anderen Spielern eine Chance geben, wenn es derzeit für manche zu viel ist.“
veröffentlicht in der Stuttgarter Zeitung (13. September 2010)
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