Auf der Suche nach dem Super-Modus

15 09 2010

FC Bayern Auch beim 0:0 gegen Werder Bremen zeigt sich, dass die Münchner Spieler noch müde sind.

Beim FC Bayern München lohnt sich derzeit ein Vergleich mit Kitt, dem sprechenden Pontiac Firebird Trans Am aus der TV-Serie „Knight Rider“. Kitt war ein schneller Sportwagen, der noch mehr leistete, wenn ihn David Hasselhoff alias Michael Knight in den „Super Pursuit-Mode“ schaltete – eine Art Super-Modus zum Verfolgen von Verbrechern. So ein Knöpfchen hätten auch die Bayern gerne.

Auch nach drei Spieltagen kommen sie nicht richtig auf Touren. Auch die 99. Auflage des Nord-Süd-Duells endete am Samstagabend 0:0, und so wurde der Bayern-Trainer Loius van Gaal nach dem Spiel gefragt, ob vier Punkte aus drei Bundesligapartien sowie Platz elf für ihn ein Fehlstart seien. „Wenn sie das wollen, können sie das schreiben“, antwortete der Niederländer. Das Problem sei, dass „viele meiner Spieler durch die WM und weitere Länderspiele nicht hundertprozentig fit sind“.

Ein Beispiel hierfür war die 34. Minute. Fast alle Bayernspieler hatten die Hände in die Hüften gestemmt. Die Zwerchfellmuskulatur wird auf diese Weise unterstützt und die Atmung erleichtert – ein Zeichen großer Anstrengung. „Wir müssen weiter an unserer Fitness arbeiten, erst dann greifen die Automatismen“, sagte der Stürmer Miroslav Klose, „so weit sind wir noch nicht.“ Auch der ehemalige Bremer ist noch nicht in WM-Form, agierte gegen die Norddeutschen in der ungewohnten Position als hängende Spitze so unauffällig, dass er in der Halbzeit gegen Toni Kroos ausgetauscht wurde. „Ich kann dort spielen, aber es ist sicherlich nicht meine Lieblingsposition“, sagte Klose.

Ebenso sind die Bremer kein Liebling des FC Bayern. Fünf Jahre liegt der letzte Heimsieg des deutschen Rekordmeisters gegen Werder zurück. Damals spielte Klose noch für Bremen. „Man kann schon sagen, dass manche geschlaucht sind“, sagt der Stürmer nun, „wir müssen diese Phase einfach überstehen“. Er meint die englischen Wochen mit Champions League und Bundesliga zu Saisonbeginn. Im Umkehrschluss bedeutet das: so leicht wie derzeit werden die Münchner in dieser Runde nicht mehr zu schlagen sein, denn mit zunehmender Saisondauer wird ihr Motor automatisch in den „Super Pursuit-Mode“ schalten.

Also ärgerten sich auch die Bremer. „Es wäre mehr drin gewesen“, sagte der Torwart Tim Wiese, der wie sein Gegenüber Jörg Butt exzellent gehalten hatte. Seine Mannschaftskollegen, darunter Prödl (5.), Hunt (50.) oder Arnautovic (64.), scheiterten an Pfosten, Latte oder Butt. „Auch wir hatten Möglichkeiten zu Toren, haben aber leider keines gemacht“, sagte der Werder-Trainer Thomas Schaaf, „insgesamt waren wir gut aufgestellt.“ Auch mit den beiden Neuzugängen Wesley und Silvestre war er zufrieden. Bremen spielte trotz der verletzungsbedingten Ausfälle von Pizarro, Mertesacker und Naldo auf dem gleichen Niveau wie der Doublegewinner.

Die Bayern hatten zwar mehr Ballbesitz, verwerteten diesen Vorteil aber auch dieses Mal nicht. „Uns fehlt derzeit die letzte Konsequenz“, sagte Butt, „wir sind mit dem gesamten Start unzufrieden und müssen uns steigern.“ Am Mittwoch steigen die Bayern in der Champions League ein. Van Gaals Team empfängt zum Auftakt den AS Rom. „Wir hatten drei hochkarätige Chancen“, sagte der Coach nach dem Bremen-Spiel, „wenn wir eine machen, gewinnen wir. So einfach ist das.“

Der Coach hat nun zwei Tage Zeit, bei seinem bayerischen Sportwagen den Schalter für den Super-Modus zu finden. Andernfalls wechselt er einfach die Insassen. „Vielleicht“, sagt der Niederländer, „vielleicht muss ich auch anderen Spielern eine Chance geben, wenn es derzeit für manche zu viel ist.“

veröffentlicht in der Stuttgarter Zeitung (13. September 2010)





Pimp my Knight_Neuauflage der hasselhoffschen Kultserie gestartet

8 10 2009

Michael Moorstedt hat heute in der Süddeutschen Zeitung der Neuauflage von Michael Knight und Kitt ein eher mittelmäßiges Zeugnis erteilt. Der Pilotfilm zur Sendung lief am Abend auf RTL und bestätigt in meinen Augen Moorstedts Meinung in einigen Punkten. Dessen schöner Vergleich des neuen Kitts mit einem getunten Auto der MTV-Show Pimp my Ride stimmt genauso wie die Tatsache, dass der neue Kitt  nerviger, klugscheißender und uncooler ist als der alte. Aber der rote Streifen an der Nase des Wagens ist glücklicherweise geblieben, Kitts Stimme hingegen nicht. David Hasselhoff wurde indes durch JUSTIN BRUENING ersetzt.

Kitt ist außerdem moderner geworden, aus einem Pontiac Trans Am wurde ein Ford Mustang Shelby GT500. Dieser kann sich verwandeln, er kann sich dank nanotechnologischer Fortschritte im Handumdrehen selbst reparieren und somit auch – wie im Pilotfilm mehrfach gezeigt – vor Kugeln schützen und bei Crashs unzerstörbar sein. Aber leider ist Kitt viel weniger Kult, genauso wie die Serie nicht mehr so kultig wirkt. Das liegt wahrscheinlich aber auch daran, dass die Helden der Jugend in einem Revival nicht mehr den früheren Kultcharakter erreichen können. Immerhin hatte David Hasselhoff noch seinen Auftritt im Film. Er stellte sich seinem Sohn, dem neuen Michael Knight, vor, sagte ihm ein paar pathetische Worte und verschwand. Zum Ende gibt’s dann auch wieder den Original-Soundtrack, wenn auch etwas gepimpt, und die fahrende Truckgarage.

Insgesamt wirkt die Neuauflage der früheren Pflichtserie – zumindest für die Coolen – softer, emotionaler und pathetischer als der Ursprüngling. Superman und Parker Lewis schweben irgendwie mit. Kitt und sein Herrchen haben sich angepasst – an die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts und an die Zielgruppe, die zwar gleich alt aber ganz anders sozialisiert ist. Gleich zu Beginn wird der neue Held Bruening mit zwei Frauen im Bett gezeigt und knutscht am Ende auch noch mit seiner alten Jugendliebe. Romantik der Moderne eben. Zudem ist die ermittelnde Polizistin lesbisch.

Das Grundprinzip ist hingegen geblieben, aber die Serie ist eben mehr Show, dafür weniger kultig geworden. Kult kann sich jedoch natürlich noch entwickeln. Dank des Sounds und des roten Streifens bei Kitt kann man auch jetzt noch in den alten Lederjacken-Zeiten schwelgen. Wer das möchte, muss sich entweder Samstagnachmittag vor die Glotze hocken oder das Netz durchforsten. Suchwort: Knight Rider