Bundesliga-Kommentar_Babbel muss bleiben

31 10 2009

Das war mal etwas Neues. Ein Trainer bittet die Medien um Mithilfe – für sein Team, sich selbst und die Fans des VfB Stuttgart. Nicht erst seit Markus Babbel vor ein paar Tagen auf einer Pressekonferenz in Stuttgart die lokalen Berichterstatter darum bat, vor dem Heimspiel gegen den FC Bayern München motivierende Schlagzeilen zu veröffentlichen, ist dem VfB-Trainer bewusst, wie eng es für ihn aussieht. Neu war auch, dass eine Bundesligamannschaft bereits vor dem Anpfiff in die Fankurve geht, um sich zu bedanken und die Anhänger anzufeuern. Wohl auch Babbels Anweisung. Beide Aktionen zeigen, dass in Stuttgart trotz des derzeitigen sportlichen Misserfolgs auch einiges gut läuft. Daher wäre es ein Fähler, Babbel zu entlassen.

Er ist in der Mannschaft akzeptiert, was Kommentare von wichtigen Spielern wie Lehmann oder Hitzlsperger zeigen. Die lokalen Medien scheinen ihn auch zu mögen, sind sie doch seinem Anliegen nachgekommen. Die Stuttgarter Zeitung beispielsweise schrieb in etwa: „Für die VfB-Spieler zum ausschneiden: Gehts raus und gebts Gas!“ Babbel und Manager Horst Heldt verkörpern ein junges, dynamisches und modernes Führungsduo. Auch bei anderen VfB-Mitarbeitern ist Babbel beliebt.

Markus Babbel ist zudem am Anfang seiner Trainierkarriere, braucht daher Zeit, sich zu entwickeln. Diese Zeit könnte er beim VfB Stuttgart haben. Denn auch das Team braucht Zeit nach dem Weggang von Torgarant Mario Gomez. Die Neuzugänge müssen sich erst komplett integrieren. Techniken dafür und für ein situationsangepasstes Training erlernt Babbel derzeit in der Kölner Trainerschulung. Es war bereits vor der Saison klar, dass er daher einige Trainingstage fehlen wird. Das ist sicherlich suboptimal, man ist das Risiko aber eingegangen und muss jetzt dran bleiben, um die Entschlossenheit und Ernsthaftigkeit, die mit der Vertragsverlängerung Babbels automatisch einhergingen, zu bestätigen.

Der FC Bayern hat gezeigt, dass ein Trainerwechsel – weg von einem modernen Stil – nicht immer der richtige Weg ist. Selbst Klinsmann hätte wahrscheinlich mehr Zeit bekommen, wenn er im Team akzeptiert gewesen wäre. Da Babbel mit seiner Art aber  mehr Ruhe, Autorität und irgendwie auch Professionalität ausstrahlt und bei den Spielern angesehen ist, wird es einen Bruch zwischen Trainer und Mannschaft in naher Zukunft in Stuttgart sicherlich nicht geben. Beim erkämpften 0:0 gegen den FC Bayern war zu sehen, dass es am Ehrgeiz und Willen für den Trainer nicht fehlt. Und man darf natürlich auch nicht vergessen, dass eine Doppel- und bis vergangenen Mittwoch noch eine Dreifachbelastung eine Mannschaft sehr fordert. Wenn sich die Niederlagen dann häufen und der Kader qualitativ nicht allzu gut in der Breite ist, dann kann ein Trainer nicht allzu viel machen.

Sicherlich muss irgendwann der Erfolg kommen, ein Platz im unteren Tabellendrittel ist dem VfB nicht würdig, aber die Wende wird mit Babbel passieren. Die Chance zur Wende sollte der Trainer auch weiterhin haben, selbst wenn Stuttgart in der Champions League in der kommenden Woche verliert. Aber vielleicht hat Babbel das Flugpersonal ja ohnehin darum gebeten, nett zu den Spielern zu sein und sie zur Laufbereitschaft zu motivieren.